Insektenhotel bauen als Alternative zum Kauf

Insektenhotels sind immer gut gemeint – aber leider meist nicht gut gemacht. Manche werden gar nicht erst angenommen, in anderen stirbt die Brut, weil das Material ungeeignet war. Mit diesen sechs Tipps machen Sie alles richtig bei Ihrem Insektenhotel!

Insektenhotels: so geht es richtig

1. Das Holz

Weichholz neigt zu Splittern und reißt schnell – je frischer das Holz, desto schlimmer. Richtig ist daher: Gut abgelagertes Hartholz von z.B. Esche, Buche oder Eiche verwenden.

2. Die Bohrlöcher

Ganz wichtig: Nicht längs zur Holzfaser bohren, heißt also: Nicht so in Baumscheiben bohren, dass die Jahresringe zu sehen sind (also parallel zur Rinde), sondern seitlich in den Holzblock bohren – senkrecht zur Faserrichtung. Diesen Fehler sieht man leider immer wieder – in Baumärkten, aber auch bei Insektenhotels der Marke Eigenbau. Die Folge: Im Holz bilden sich Risse, so dass Feuchtigkeit eindringen und Pilze die Brut angreifen können.

Die Bohrlöcher sollten zwischen zwei bis neun Millimeter groß sein und ausreichend Abstand zwischen den Löchern aufweisen – ungefähr das Dreifache des Bohrerdurchmessers. Außerdem sollten die Löcher von innen möglichst glatt gebohrt sein, also splitterfrei. Sonst besteht die Gefahr, dass sich die Tiere beim rückwärts rauskriechen ihre zarten Flügel verletzen. Helfen können kleine Düsenbürsten, mit denen man die Löcher von Splittern befreien kann.

Collage aus zwei nicht-optimalen Insektenhotels

So nicht! Links: Die Fasern der Röhren sind splitterig und haben zu scharfe Kanten. Rechts: Wenn man die Löcher – so wie hier – längs zur Faserrichtung bohrt, können Risse entstehen und Feuchtigkeit dringt ein. Pilzgefahr!

3. Röhrchen aus Halmen, Schilfrohr, Bambus und Co

Grundsätzlich eine feine Sache, diese Röhrchen! Aber auch hier werden häufig Fehler gemacht: Oftmals sieht man bei Insektenhotels, dass das Mark nicht entfernt wurde, also das Innere der Halme. Tatsächlich gibt es auch einige markbewohnende Arten, die sich durch die gefüllten Stängel durchbeißen. Allerdings sollten genau diese Stängel dann nicht horizontal, sondern vertikal angebracht werden. Für die Besiedlung markhaltiger, vertikaler Stängel eignen sich besonders gut Brombeerzweige.

Die meisten Insekten brauchen hohle Röhrchen und nehmen diese auch in der waagerechten Lage an. Auch hier gilt, wie bei den Löchern in Holz: Wenn die Enden nicht glatt sind und innen harte, pieksende Fasern hervorstehen, besteht die Gefahr, dass sich die Tiere beim Rauskriechen verletzen. Also sorgfältig von innen aushöhlen und die Enden abschleifen.

Die Röhrchen können bei immer wiederkehrender Nässe spleißen, von daher ist ein trockener Standort wichtig. Außerdem sind Löcher mit einem Innendurchmesser ab 10 Millimeter zu groß für unsere heimischen Insekten. Sie fliegen eher auf eine enge Passform als auf überdimensionierte Räume. Die Halme sollten ca. 10 bis 15 Zentimeter lang sein und am hinteren Ende verschlossen werden – also zum Beispiel mit Ton oder Gips zugeschmiert werden.

Collage aus zwei Insektenhotels

Genau richtig: Die Stängel und Röhrchen sind innen glatt gebohrt und außen glatt abgetrennt. Das Holz ist „seitlich“ angebohrt, also senkrecht zur Faserrichtung, so dass die Jahresringe nicht zu sehen sind.

4. Unnützes Material: Lehm, Zapfen, Stroh, Lochziegel sind nicht sinnvoll

Die Erfahrung zeigt, dass Insekten Löcher in hartem Lehm eher selten annehmen, weil sie darin nicht graben können. Zapfen von Kiefern oder Fichten sowie Stroh können vielleicht als nächtlicher Unterschlupf für Ohrenkneifer, aber nicht als Nist- oder gar Überwinterungshilfe dienen. Letztere könnten sich sogar an der Brut der Wildbienen bedienen – und das ist natürlich nicht das Ziel eines Insektenhotels.

Wer Ohrenkneifern im Garten helfen möchte, um vielleicht sogar den ein oder anderen Schädling zu bekämpfen, sollte einen Unterschlupf mit Stroh genau da aufstellen: Neben den Rosen mit Blattläusen – aber nicht direkt im Insektenhotel.

Experten raten auch von durchsichtigen Beobachtungsröhren aus Plexiglas oder Glas ab: Sie sind nicht atmungsaktiv, so dass Feuchtigkeit nicht entweichen und Pilzbefall die Folge sein kann. Auch Gasbetonsteine sind nicht geeignet, da sie Feuchtigkeit aufnehmen und dies wiederum zu Pilzbefall führen kann.

ein Insektenhotel mit Stroh und Ziegeln

Stroh und Zapfen sind in Insektenhotels eher ungeeignet, wenn Wildbienen einziehen sollen. Hohlziegel sollten nur zum Einsatz kommen, wenn in den Ziegellöchern geeignete Röhrchen stecken.

Viele Insektenhotels sind mit Hohlziegeln ausgestattet – die Löcher sind aber für unsere Insekten viel zu groß. Allerdings können die Löcher mit Bambus und Co gefüllt werden – so lässt sich ein bereits vorhandenes Insektenhotel attraktiver machen.

5. Standort

Die Nisthilfe sollte an einem sonnigen Standort aufgestellt werden und vor Regen und Wind geschützt sein. Um es vor Feuchtigkeit von unten zu schützen, sollte es nicht direkt auf dem Boden stehen. Bitte auch nicht baumelnd aufhängen, sondern anlehnen oder an einer Wand befestigen.

Das beste Insektenhotel nützt wenig, wenn nicht auch ein entsprechendes Nahrungsangebot in der Nähe ist. Also: Im Frühjahr auf Frühblüher wie botanische Krokusse und Tulpen setzen und auch im Verlauf des Jahres insektenfreundliche Blumen und Sträucher pflanzen. Das sind meist einheimische Gewächse mit einem reichhaltigen Nektar- und Pollenangebot wie z.B.

  • Lavendel
  • Rosmarin
  • Thymian
  • Klee
  • Scharfgabe
  • Natternkopf
  • Wilder Wein
  • Efeu
  • Kapuzinerkresse
  • wilde, heimische Wiesenblumen uvm.

Schlecht für Insekten sind hochgezüchtete Blumen mit sogenannten gefüllten Blüten. Sie besitzen zusätzliche Blütenblätter, was zwar schön aussieht, haben aber dafür weniger Staubblätter, auf denen der wertvolle Pollen sitzt.

zwei Blüten

Gefüllte Blüten wie im rechten Bild sehen zwar sehr schön aus, sie bieten den Insekten aber weniger Pollen.

Es hilft den Insekten auch, wenn Gärten „unaufgeräumt“ bleiben: Liegengelassenes Laub und Totholz sowie ungemähte Wiesen sind für die Sechsbeiner überlebenswichtig! Auch Wasserstellen wie eine Vogeltränke sind sinnvoll.

6. Schutz vor Vögeln

Es ist ratsam, einzelne Röhrchen oder andere Materialien des Insektenhotels nicht vorstehen zu lassen, um hungrigen Vögeln nicht auch noch eine extra Landebahn zu bieten. Häufig werden Insektenhotels zum Schutz vor pickenden Vögeln mit einem Drahtgitter bespannt. Dieser sollte mindestens 5 cm Abstand zu den Insektenbehausungen haben.

Insektenhotels: gut zum Überwintern

Ein Insektenhotel dient den Insekten in zweierlei Hinsicht, zum einen als Nisthilfe und Brutpflege: Die Weibchen legen ihre Eier in die Löcher bzw. Röhren des Insektenhotels und hinterlassen darin außerdem Nahrung für die später schlüpfenden Larven. Oftmals baut ein Weibchen in einer Röhre mehrere Zellen hintereinander und mauert das Loch schließlich von außen zu.

Je nach Jahreszeit und Art können die Larven bereits nach ein paar Tagen bzw. Wochen schlüpfen – und fressen dann das für sie hinterlassene Futter. In einem zweiten Schritt entwickeln sie sich während eines Ruhestadiums zur Imago, also dem erwachsenen Insekt.

in einem Insektenhotel haben sich Insekten eingenistet

Hier haben sich Insekten eingenistet. Aber vorsicht! Die Löcher wurden falsch gebohrt, es sind Risse entstanden. So kann Feuchtigkeit eindringen.

Die Tiere können in den Röhrchen zum anderen auch überwintern, und zwar – je nach Art – in unterschiedlichen Stadien: also als Ei, Larve, Puppe oder Imago im Ruhestadium. Im Frühjahr verlassen sie dann als erwachsenes Insekt ihre Winterungsbehausung.

Hilft ein Insektenhotel wirklich?

Der Mensch nimmt den Insekten immer mehr Lebensraum – z.B. durch die Erschließung von Ackerflächen, Pestizideinsatz und Versiegelung der Böden mit Asphalt und Beton. Das sind die wesentlichen Gründe für das Insektensterben bei uns in Europa. Ein Insektenhotel kann helfen, das Fehlen natürlicher Nist- und Überwinterungsplätze abzufedern.

Besonders Wildbienen wie die Rote Mauerbiene und die Pelzbiene nehmen das Insektenhotel in Anspruch. Diese Bienen gehören zu den Solitärbienen, das heißt: Sie leben nicht in einem Bienenstaat, sondern sind allein unterwegs. Auch einige Wespenarten nutzen die vom Menschen geschaffenen Behausungen. Dabei handelt es sich nicht um die für uns Menschen so lästige Deutsche Wespe (Vespula germanica), die in großen Völkern zusammenleben, sondern beispielsweise um Grabwespen oder Erdwespen.

Man muss aber auch sagen: Einige Insektenarten haben sehr besondere Bedürfnisse – solchen Spezialisten kann man mit einem Insektenhotel oft nicht gerecht werden. Hier hilft es den Insekten mehr, abwechslungsreiche Naturgärten und somit die richtigen Lebensräume zu schaffen. Viele Insekten nisten auch im Boden und nutzen Insektenhotels aus diesem Grunde nicht. Einen Nutzen haben gut gemachte Insektenhotels aber immer: Sie führen an die Thematik heran, sensibilisieren für Insekten und lassen uns das Brutgeschäft beobachten – und das ist faszinierend!

 

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