Selbst etwas gegen das Insektensterben tun – das wünschen sich viele Hobbygärtner. Mit diesen Tipps ist es leicht, den Garten oder Balkon mit den richtigen Pflanzen in ein Insekten-Paradies zu verwandeln.

Faustregel 1: Blühmischungen machen es einfach

Wer erst gar keine Lust hat, ausführliche Pflanzpläne zu erstellen, der ist mit fertigen Insekten-Blühmischungen gut bedient. Einmal ausgesät und gegossen, kann man anschließend einfach abwarten, was da sprießt und blüht. Jean Sebastian Larro, ehrenamtlicher Wildbienenbotschafter beim BUND, rät allerdings zur Vorsicht bei Samentütchen aus dem Baumarkt. Darin enthalten sind nämlich oft Samen exotischer Pflanzen – zum Beispiel aus Südafrika. Die würden zwar schön blühen und aussehen, aber unseren Insekten tatsächlich nur wenig weiterhelfen. Denn die haben sich im Laufe der Evolution nun einmal spezialisiert auf Pflanzen, die bei uns heimisch sind.

Er empfiehlt stattdessen, Blühmischungen bei Fachhändlern zu kaufen und darauf zu achten, dass es regionales Saatgut ist. Dann sind Blühmischungen auf jeden Fall eine gute Möglichkeit, schnell etwas für Insekten zu tun und bunte Inseln im Garten zu schaffen.
Wer bereits einen schön eingewachsenen Garten hat, aber gezielt Insekten-freundliche Arten nachpflanzen möchte, für den empfiehlt es sich….

Faustregel Nummer 2: Hotspot-Pflanzen in den Garten holen

Denn bestimmte Arten wirken wie ein Magnet auf Insekten. Sie in den Garten zu pflanzen, bedeutet: Mit wenig Aufwand wird viel erreicht! Jean Sebastian Larro empfiehlt dafür Glockenblumen, die nicht nur schön aussehen, sondern auch viele Insekten anlocken.
Genauso so wunderschön ist der Natternkopf. Karl-Heinz Endres betreut in Mainz den Naturschaugarten Lindenmühle und steht immer wieder staunend vor den blauen Blüten der Pflanze, die besonders viele Insektenarten anlocken.

Auch Astern, Ysop oder Fetthenne passen in das Hotspot-Prinzip, das übrigens auch für Schmetterlinge funktioniert. Das sagt Elke Schwarzer, Autorin des Buches „Mein Schmetterlingsgarten“, die dafür vor allem Arten aus einer bestimmten Pflanzenfamilie empfiehlt: die Schmetterlingsblütler, dazu gehören zum Beispiel Horn- oder Steinklee. Da gebe es ganz schöne Arten, die man auch in Kleingärten unterbringen kann und auch nicht viel Wasser brauchen.

Apropos Schmetterlinge: Wer für die etwas tun möchte, sollte auch das beherzigen:

Faustregel Nummer 3: Nicht nur an die Erwachsenen denken!

Denn selbst der schönste Schmetterling ist zunächst mal eine Raupe. Wer Schmetterlinge im Garten haben möchte, sollte also auch dafür sorgen, dass die Raupen genügend Futter haben.

Besonders beliebt bei den Raupen: Die Brennnessel. Die – zugegeben – viele Gärtner nicht besonders gut leiden können. Hier wäre also Umdenken gefragt, denn es gilt….

Faustregel Nummer 4: Je entspannter der Gärtner, desto besser geht es den Insekten

Die Brennnessel gilt nämlich als sogenanntes Unkraut, steht aber bei Insekten besonders hoch im Kurs. Auch Taubnessel, Giersch, oder Wilde Möhre sind wahre Insektenmagneten. Also einfach hier und da tolerieren statt jäten, das spart Arbeit und bringt Leben in den Garten. Aus Sicht der Insekten gibt es eben kein Unkraut, nur Nahrung. Deshalb unterscheiden sie auch nicht zwischen Zier- und Nutzgarten….

Faustregel Nummer 5: Insekten lieben nicht nur Blumen

Geo-Ökologin Sonja Knapp forscht am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung und ist selbst begeisterte Hobbygärtnerin. Dabei stellt sie immer wieder fest: Kräuter schmecken nicht nur den Menschen. Sie empfiehlt insbesondere Salbei, Thymian, Borschtsch oder Bohnenkraut, an denen man jedes Frühjahr und jeden Sommer schon ein wahres Getümmel ein Summen und Brummen erleben könne.

Und selbst Gemüse kann Insekten froh machen. Wer ein paar Exemplare von Lauch, Möhre oder Zwiebeln einfach in der Erde belässt, erntet wunderschöne Blüten, denen viele Insekten wie die Schwebfliegen kaum widerstehen können.

Faustregel Nummer 6: Viel Vielfalt hilft viel!

Denn, sagt Sonja Knapp: Gerade Wildbienen und Schmetterlinge seien nämlich häufig auf ganz bestimmte Pflanzen als Nahrungsquelle angewiesen. Je vielfältiger also die Pflanzenwelt im Garten, desto größer die Zahl der Insekten, die einen gedeckten Tisch vorfindet. Sie empfiehlt daher, besser ein paar unterschiedliche Pflanzen setzen, statt viele Exemplare nur einer Art.

Ganz wichtig dabei: Die Blüten sollten immer ungefüllt sein. Meist sind Blumen mit gefüllten Blüten gezüchete Sorten, die mit ihren vielen Blütenblättern zwar schön sind für das menschliche Auge, aber kaum Pollen und Nektar enthalten – und somit keine Nahrung für Insekten.

Vielfalt ist aber auch wichtig beim Blühzeitpunkt: Denn manche Insekten brauchen schon im Spätwinter die ersten Blüten von Schneeglöckchen und Winterlingen, andere sind besonders im Herbst auf Nahrungssuche und freuen sich dann über Astern. Je öfter, je länger und je vielfältiger es also blüht, desto mehr Insekten werden den Weg in den Garten finden

Ein Insektenhotel als Nisthilfe

Wer seinen Garten oder Balkon für Insekten extra abwechslungsreich gestaltet, schafft für die Sechsbeiner ein Stück Lebensraum. Besonders spannend ist es auch, ihnen beim Nisten und dem Brutgeschäft zuzuschauen. Dazu eignet sich ein Insektenhotel als Nisthilfe – doch Vorsicht: Nicht alle Angebote im Handel sind auf die Bedürfnisse der Insekten ausgelegt. Hier haben wir zusammengestellt, worauf man dabei achten muss.